Stillgeschichte: Von der Katastrophe bis zum Happy End

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Huhu,  

Ich bin Michelle, mittlerweile 2-fach Mama und möchte hauptsächlich von meiner Stillerfahrung mit meiner ersten Tochter 2019, damals war ich grade 22, erzählen.

Müsste ich meiner Stillzeit eine Überschrift geben, würde es “eine einzige Katastrophe” sein. Es lief Alles ganz anders als ich mir das vorgestellt hatte. Angefangen bei der ungeplanten Schwangerschaft, über eine Schwangerschaftsvergiftung inklusive einer Einleitung, die in einem Kaiserschnitt (38+0) endete, bei dem mir meine Tochter nur ganz kurz gezeigt wurde, ehe sie (aufgrund ihres niedrigen Gewichts) auf der Frühchenstation landete und wir uns erst 16 Stunden später wiedersehen durften. 

Bevor ich schwanger wurde, dachte ich, dass Stillen ein richtiges Kinderspiel wäre, Brust raus, Baby ran und das wars. Dass es einen C-Griff gibt, davon wusste ich. Ich dachte: “ich lasse es einfach auf mich zukommen. Weil es das Natürlichste der Welt ist, ist es bestimmt ganz einfach”. Dass man es aber auch ganz einfach wieder kaputt machen kann, wusste ich noch nicht. 

Als ich meine Tochter nach so langer Zeit das erste Mal sah, lag sie im Inkubator, andere Leute haben sie versorgt, ich durfte sie nur streicheln. Erst am 3. Tag durfte ich mein eigenes Kind auf den Arm nehmen. Ich habe mir richtig Mühe gegeben und alle 4 Stunden abgepumpt, damit sie wenigstens meine Milch statt Pre bekommen konnte. Nach dem Milcheinschuss – ebenfalls an dem Tag – hätte ich 5 Kinder versorgen können, so viel Milch hatte ich. 

Ich bat darum auch stillen zu dürfen, wenigstens das wollte ich, wenn schon alles andere anders lief als geplant. Eine Schwester half uns dabei, verlor allerdings ziemlich schnell die Geduld. Mein Baby kannte ja nur die Sauger von Fläschchen und Schnuller, die im Gegensatz zu meinen Brustwarzen einfach riesig waren. Nach 2 Versuchen holte die Schwester schon das Stillhütchen “mit den Brüsten wird das nichts” damit klappte es sofort, aber es fühlte sich nicht richtig an.

Auch nach Wochen habe ich zwischen Stillhütchen, Premilch und Abpumpen jongliert. Selbst mit Hütchen hatte ich Schmerzen und es war so unhandlich, jedes Mal landete die Milch überall nur nicht wirklich im Baby, alles musste sauber gemacht werden. Ich war einfach nur noch genervt. Immer wieder probierte ich das Stillen ohne Hütchen, mal direkt nach dem “an-Abpumpen” (sobald die Milch floss) oder nahm es beim Stillen schnell weg, da die Brustwarze dann besser geformt war. Aber es tat höllisch weh. Ich hatte irgendwann vor jedem Stillen so viel Angst, dass es wieder schmerzen würde, biss aber heulend die Zähne zusammen und tat es einzig und allein für mein Kind. Ich hatte keinen Spaß daran und sah es nur noch als große Last an.

Weder meine Hebamme noch eine Stillberaterin konnten uns helfen. Keiner konnte mir erklären, wieso es so weh tat “das ist halt so”, die Anlegetechnik würde aber richtig aussehen. Viel brachte mir diese “Hilfe” nicht und wohl fühlte ich mich damit auch nicht .

Ich kann mich an genau ein einziges Mal erinnern als ich keine Schmerzen hatte. Es war das einzige Mal, dass sich das Stillen schön anfühlte. Mir wurde ganz warm vor Liebe und Glück. Es war wunderschön. 

Und tatsächlich war es auch das allerletzte Mal, als ich meine 3,5 Monate alte Tochter gestillt hatte. 

Wenn ich auf die Zeit zurückblicke, bin ich sehr traurig, wie das Ganze gelaufen ist. Meine Tochter hat sehr viel geweint – die Geburtserlebnisse musste wohl auch sie verarbeiten, die gemeinsame Zeit, die uns genommen wurde, kann uns keiner zurück geben – schnell und viel wurde damals auch zum Schnuller gegriffen, ich hatte das Gefühl als Mama auf ganzer Linie versagt zu haben. Den Schnuller brauchte sie mehr als mich. 

Aber aus Fehlern (auch die der anderen) lernt man und als ich 2023 eine zweite Tochter bekam, diesmal war die Schwangerschaft geplant, allerdings hatte ich wieder eine Schwangerschaftsvergiftung mit Einleitung, die in einem Kaiserschnitt endete und meine größte Angst war, dass mir wieder mein Baby weggenommen werden würde, kam alles anders.

Es wurde das Tuch beim OP runtergezogen und ich durfte mein Baby nicht nur direkt sehen, nein, ich durfte sie auch direkt anfassen. Sie wurde mir zum Bonden auf die Brust gelegt und ich weinte vor Glück diesen Moment erleben zu dürfen. Die Hebamme half mir noch im OP beim 1. Anlegen und es klappte als hätten wir nie etwas anderes getan.

Wir haben zusammen nicht nur 7 Milchstaus mit beginnenden Brustentzündungen durchgestanden. Auch habe ich diesmal dank einer sehr kompetenten Hebamme die Ursache für die Schmerzen, die ich nach einer Zeit wieder beim Stillen entwickelte, gefunden. Ein Vasospasmus (schnell behoben, weiße Brustwarzen sind nicht normal). Hätte meine damalige Hebamme etwas genauer hingeschaut, wären wir sicherlich auch auf die Ursache gekommen und vielleicht hätte ich länger gestillt. Vielleicht sogar ohne Hütchen. Und ohne Schmerzen. 

Meine kleine Tochter ist mittlerweile 8,5 Monate alt und wir stillen bis heute noch fast voll. Einen Schnuller nimmt sie höchstens zum Kuscheln in die Hand.

Ich hatte mir am Anfang der 2. Schwangerschaft gesagt, dass ich es nicht krampfhaft versuchen werde, sondern es auf mich zukommen lassen möchte. Stillen und Flasche haben beides Vor- und Nachteile, aber tendenziell möchte ich lieber stillen. Ich wusste worauf ich dieses Mal achten muss und dass ich auf Schnuller und Fläschchen verzichten möchte. Ich bin dankbar, dieses Mal kompetentere Personen um mich herum gehabt zu haben und kann jeder Mama nur raten, sich Hilfe zu suchen, die ihr ein gutes Gefühl gibt! Und auf das zu beharren, was sie sich wünscht. Steht für euch ein und lasst nicht locker. Schwarmwissen und Erfahrungen anderer können gold wert sein.

Ich habe kein Bedürfnis, die Stillbeziehung in der nächsten Zeit zu beenden, meine Tochter entscheidet das irgendwann. Momentan genießen wir es beide zu sehr.

Wir genießen etwas, was ich mir lange Zeit nicht mehr vorstellen konnte. Das macht es umso schöner. 

Wenn die Zeit des Abstillens dann doch irgendwann nach einer tollen Stillzeit kommt, habe ich ein Abstill- Workbook,  welches als Unterstützung benutzt werden kann

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