Ich wurde NIE getragen, also nicht so, wie wir es heute verstehen und tun. Ich wurde geschoben. Habe laufen gelernt und wollte trotzdem immer getragen werden, wenn ich nicht mehr konnte. Höre meinen Patenonkel immer noch sagen:“… und dann habe ich Dich langes Elend getragen.“ ❤️
Er trug mich dann auf dem Arm. Denn auf die Schultern wollte ich nie und was anderes gab es nicht. Ich höre es immer wieder, im Privaten wie in der Praxis, in Social Media und an der Bushaltestelle:
“Trage das Kind nicht so viel, sonst lernt es nie laufen.“
Wir sind Traglinge und keine Ableglinge.
Hätten wir unsere Steinzeitbabies ständig abgelegt, hätten wir sie entweder vergessen oder sie wären leichte Beute gewesen. Die Natur, die Evolution haben geschickt tolle Überlebensmechanismen für uns eingebaut: weinen und darauf reagieren „wollen“/müssen, oft stillen wollen, Muttermilch, die nicht ewig vorhält, damit wir wieder stillen wollen, getragen wollen werden.
Tja, hat nur keiner dem Gehirn ein Update aufgespielt und gesagt: Brauchen wir nicht mehr, Säbelzahntiger gibbet nicht mehr, ist gut, kannst ganz ruhig auf dem Sofa chillen. Unsere Babies wollen immer noch getragen werden, oft stillen und wir reagieren auf ihr Weinen.
Wenn Du mehr dazu lesen magst, empfehle ich den Artikel Tragen aus Kinderärztlicher Sicht vom Kinderarzt und Autor Dr. Herbert Renz-Polster.
Kinder laufen nicht schneller, wenn sie nicht getragen werden.
Auch hier hat noch niemand bei mir angerufen und gesagt „Frau Noll, mein Kind ist nun 17 und will immer noch nicht laufen, immer muss ich es tragen.“
Also, wenn Dein Kind mit 2 Jahren noch nicht läuft, wird es Dir oder der Kinderärztin schon mal aufgefallen sein, dass was nicht stimmt. Dann gibt es in der Regel auch eine „Geschichte“ dazu. Das Kind ist auch nicht gekrabbelt, hat andere Auffälligkeiten, … Das kommt ja nicht von heute auf morgen:“Oh das Kind läuft nicht.“
Und spätes Laufen hat absolut nichts mit voran gegangenem Tragen zu tun. Die Kinder laufen auch nicht schneller, wenn ich sie NICHT trage und dafür schiebe. Oder wenn ich keins von beidem mache. Sie haben eine Art inneren roten Faden. Daran hangeln sie sich entlang und entwickeln ihre motorischen Fähigkeiten. Die einen etwas schneller, die andere etwas langsamer.
“Wenn Du es immer schiebst, wird es nie laufen lernen.“
Eigentlich müssten wir dann auch beim Schieben das gleiche sagen: “Wenn Du es immer schiebst, wird es nie laufen lernen.“ ?? sagt aber keiner. Warum nur?!
Sind wir wieder beim Verwöhnen ??
Tragen verwöhnt das Baby und schieben nicht. ? Das soll mir nun mal einer erklären.
Auf Bali z.B. werden Babies 105 Tage getragen und dürfen den unreinen Boden gar nicht berühren. Kinder gelten dort als Schatz und werden wie solch einer behandelt. Ist das nicht schön! ?
Das „bloß nicht verwöhnen“ sitzt sooooo tief in uns drin, das ist echt unglaublich. Dazu kann ich ein sehr gutes Buch empfehlen: „Bei meinem Kind mache ich es anders“ von Anna Hofer und Karin Bergstermann. Sie zeigen ganz sachlich und wertschätzend auf, woher unsere Eltern- und Großelterngenerationen diese Gedanken haben.
Verwöhne Dein Kind ❤️ Es tut ihm und Dir gut. Wie schön ist das doch! Du gibst da so viel Liebe weiter und Liebe kann nichts kaputt machen.
Viel mehr wird Dein Kind von Anfang lernen, hier bin ich gut. Hier bin ich sicher. Hier gibt es Liebe.
Es wird dadurch nicht plötzlich aufsässig, provozierend oder Tanz Dir auf der Nase.
Vorteile des Tragens und viele Gedanken, warum wir tragen
Und Tragen (mit einer Tragehilfe oder einem Tragetuch) hat einfach soooo viele Vorteile.
- Die Hände sind frei, ich kann mich frei bewegen und Dinge tun. Egal ob kochen, stricken, ein anderes Kind versorgen oder sonst was.
- Entlastung für Rücken und Arme.
- Der Babybauch wird passiv massiert, das hilft bei Blähungen und Bauchweh.
- Genauso die Körperwärme, die Temperatur wird optimal reguliert und hilft ggf. auch gegen Bauchweh als Wärmflasche.
- Es unterstützt die Bindung, schenkt Liebe und Nähe.
- Das enge Gefühl, welches das Kind aus dem Mutterleib kennt, wird imitiert und bringt zusätzlich Beruhigung.
Mehr zu den Vorteilen des Tragens gibt es im Hintergrundartikel Vorteile zum Tragen kommen lassen des Hebammen Forums.
Was sagt Ihr, was Tragen für Euch und Eure Kinder bedeutet:
Ich habe auf Instagram mal gesammelt, was Trageberaterinnen und tragende Eltern alles mit dem Tragen verbinden, was es für sie ist. Vielleicht hilft Dir die Sammlung dieser Gedanken, wenn Du mal wieder struggelst, ob Horst-Uwe oder Tante Renate doch Recht haben und Dein Kind nie laufen lernen wird oder Du es zu sehr verwöhnst. Gerne darfst Du ihnen auch diese wunderbare Liste ohne Anspruch auf Vollständigkeit weiterleiten ?
Tragen ist für mich…
Ich trage, weil…
Das Tragen ist für die Babies und Kinder…
- ist Liebe, praktisch, gut für die Fitness
- Liebe, Vertrautheit, einfach einfach
- Die Nähe zwischen meinem Baby und mir war einfach sooo wundervoll beim Tragen.
- Die Trage ist platzsparender und unterwegs unkomplizierter als ein Kinderwagen.
- Weil wir Nähe genießen.
- Das Baby bei allem dabei sein kann und nicht abgelegt werden muss.
- Es praktisch ist und ich dann 2 Hände frei habe.
- Verbundenheit, Leichtigkeit, Liebe, Bindung
- Super praktisch, beruhigend, schön, Kuschelmomente
- Kuschelig, genau richtig warm und praktisch
- Baby ist schnell eingetütet, körpernah = Sicherheit, Hände frei, artgerecht
- Nähe, praktisch, Tuch kann immer dabei sein, Mobilität
- Eine einfache Mäglichkeit das Baby in den Schlaf zu begleiten
- Liebe, Geborgenheit, Verbundenheit, Vertrauen
- Mir fehlen die Worte, weil es so viel mehr ist als nur Tragen
- Als Alleinerziehende mit Baby die einzige Möglichkeit etwas gemacht zu bekommen.
- Kinderwagen geht oft nicht (Wald, Treppen)
- Die Kinder genossen die Nähe.
- Es praktisch ist.
- Meine Kinder wollten nicht abgelegt sein.
- Weil so keiner meinem Baby zu nahe kommt.
- Weil es natürlich ist.
- Weil es gut für die Bindung ist.
- Ich hab mein Baby gern bei mir.
- Ein guter Platz für ein Tagschläfchen.
- Hat mir meinen Alltag erleichtert und war meistens einfach nur schön.
- weil ich so um das ganze an und ausziehen drum herum komme, einfach Mütze an und los.
- Weil das Baby so einfach überall ausgeschlafen ankommt.
- Weil ich dabei sehr auf meine Haltung achte und so direkt was für meinen Rücken tue.
- Weil es so viel Nähe gibt und praktisch ist.
- Tragen ist „mich zusammenhalten“.
- Schläfchenrettung, Kuscheln to Go, Armentlastung, Rückzugsort, große Liebe
- Praktisch und schön
- Ich die Hände frei habe und der Kinderwagen manchmal einfach doof ist.
- Ist Geborgenheit.
- Für Herz und Verstand wichtig.
- Manchmal einfach notwendig.
- Ist super, Hände frei, Kind kuschelt, keiner kann ran.
- Nähe, Geborgenheit, die Möglichkeit meinem Kind einen Ausflug mit weiter Strecke zu ermöglichen.
- Ich sonst meinen Alltag mit zwei weiteren Kindern nicht wuppen könnte.
- Unser Baby sich nur dort sicher und behütet fühlt.
- Egoismus: Ich genieße die Nähe.
- Praktisch, weil Hände frei und perfekt fürs Kind und nah bei Mama oder Papa und sogar mit Stillen.
- Kuschelzeit, auch wenn man gerade andere Dinge erledigen muss.
Wenn Du noch mehr über das Tragen lesen magst, kann ich hier ein paar wirklich gute Artikel empfehlen:
Hintergründe zum Tragen und Produktempfehlungen findest Du bei der wunderbaren Hebamme Jana Friedrich.
Warum Babies einen Runden Rücken beim Tragen haben (sollten), kannst Du hier nachlesen.
Und nichts geht über eine professionelle Trageberatung. Ich selbst habe sie mir erst beim dritten Kind gegönnt. Das hat mir wirklich noch mal vieles erleichtert und schöne Alternativen gezeigt.
In Koblenz kann ich Dir das Team von Mowglis empfehlen. In Rheinbrohl und Umgebung bist Du bei Steffi von der Familie Känguru richtig. Auch die liebe Inga von Ingaskleinerwelt berät Dich in Koblenz und Umgebung. Überregional und für Oldenburg kann ich Dir wirklich sehr Elena von Wickelakrack ans Herz legen. Alles Empfehlungen von Herzen, für die ich kein Geld bekomme.
Wie trägst Du am liebsten? Und wohin? ? Erzähl mir doch gerne in den Kommentaren davon.
Solltest du Fragen haben, ruf mich gerne an oder vereinbare einen Termin, wir schauen uns das an!