Abstillgeschichte: Es geht auch ohne „Cold Turkey“ dafür mit viel zugewandter Kommunikation

abstillgeschichte

Heute darf ich Euch eine Abstillgeschichte erzählen. Das Fazit ist wahrscheinlich: „Es ist emotional und körperlich fordernd“, aber machbar. Wie schön, dass ich Euch auf dem Weg des Abstillens begleiten durfte.

Wie alt war Dein Kind, als Ihr abgestillt habt? 
18 Monate

Wie lange hat der gesamte Abstill-Prozess gedauert?

Wir haben 3 Anläufe gebraucht mit einigen Wochen Unterbrechungen. Insgesamt hat es 4 Monate gedauert. Vor dem 3. und letzten Anlauf haben wir die Abstillberatung in Anspruch genommen. Beim 3. Anlauf zum tatsächlichen Abstillen sind wir von 1x abends und 1x nachts durch äußere Umstände direkt auf 0 x gekommen.

➡️ Das ist etwas, was ich so oft sage: Wir können planen, überlegen, uns Rituale und Möglichkeiten zu Recht legen und dann – kommt es doch anders, als man denkt. Ein äußerer Umstand, vielleicht ungeplant und zack, hat man die „perfekte“ Situation geschaffen, die das Abstillen leicht gemacht haben. Vielleicht war es auch genau der eine Schubser, den alle gebraucht haben.

Was waren Deine Beweggründe abzustillen? 
Es gab mehrere. Vor allem die 100%ige Abhängigkeit von mir war der Hauptgrund. Ich hatte den Wunsch abends mal wieder rauszugehen und Sport zu machen. Außerdem hatte ich die Hoffnung selbst besser zu schlafen und dass das Kind auch besser schläft (mit weniger Unterbrechungen).

Wie hast Du das Abstillen geschafft? 
Zunächst habe ich das tagsüber Stillen (oft morgens zum Aufwachen und nachmittags nach einem Tag bei der Tagesmutter) beendet.
Ich habe unserem Kind gesagt, dass die Milch weniger wird und wir nur noch abends stillen können. Er war dann immer kurz gefrustet, aber ließ sich jedes Mal gut ablenken.
Danach wollte ich ihn vorbereiten, dass wir auch abends nicht mehr stillen und stattdessen kuscheln können. Mein Plan war es mit ihm „Abschiedzunehmen“. Dazu ist es dann gar nicht mehr ganz gekommen, da ich durch einen Abendtermin abends spontan nicht verfügbar war. Meine Frau hat dann das Abendritual mit Zähneputzen, Buchlesen und Ohrenkraulen gemacht. Er hat zwar nach mir gefragt und etwas gejammert, aber ist dann direkt eingeschlafen. So dass wir auch an den folgenden Abenden so verfahren sind. Jedes Mal klappte es besser. Es gab kein Weinen oder Jammern. Wir sagten dann, dass ich einen “Termin” hätte, dann gab es einen Gute Nacht Kuss und er winkte mir zum Abschied.
Am Wochenende wollte er in dieser Phase auch nochmal 1-2 Mal tagsüber. Ich habe ihm dann erklärt, dass es nicht mehr klappt. Keine Mamamilch mehr verfügbar sei, wir aber kuscheln können. Nach kurzem Jammern, konnte er wieder sehr gut mit Spielen abgelenkt werden.

➡️ Super schön gelöst und kommuniziert. Ich finde andere Aussagen wie die Milch/ die Brust sei kaputt oder krank schwierig. Unsere Kinder sind ja nicht doof und fragen dann auch gern „Brust wieder heile?“ oder wollen sie reparieren oder haben noch ganz andere Ideen. Zugewandt und kindgerecht kann man an das jeweilige Alter angepasst gut erklären, was da gerade passiert.

Wer und/oder was hat Dir dabei besonders geholfen? 
Meine Abstillberaterin 🙂 und meine Frau.
Zu wissen, dass es auch ohne „Cold Turkey“ geht und ich nicht das mögliche Weinen und die Wut einfach ertragen und aushalten muss. Mit ihm immer wieder darüber zu sprechen und ihn vorzubereiten, hat mir geholfen. Und mit seinen 1,5 Jahren hat er das schon recht gut verstanden. Natürlich war er nicht glücklich, aber er wusste, es verändert sich nun was, aber seine Mamas sind trotzdem da.

Was würdest Du bei einem nächsten Mal anders machen? 
Ich bin ein ungeduldiger Mensch. Diese 4 Monate, die der Abstillprozess insgesamt gedauert hat, habe ich als sehr anstrengend und belastend empfunden. Dass es am Ende dann doch ging (natürlich geht das!) und dann auch so unerwartet flott, hat mich tatsächlich auch beschäftigt.
Zuerst dachte ich ein früheres Abstillen hätte mir so einiges erspart – das Kind forderte es mit steigendem Alter (ab 14 Monate) immer stärker und vehementer ein. Aber nach dieser Erfahrung nun, find ich es gut, dass er mit seinen 1,5 Jahren das doch recht gut verstanden hat, dass „die Milch weniger wird“, „es nicht mehr klappt“ oder „Mama zu einem Termin muss und nicht da ist“ und damit vielleicht sogar mit dem „Verlust“ besser umgehen konnte, als mit 12 Monaten oder jünger.

Gab es ein Ritual für Dich und/ oder Dein Kind zum Abschied? 
Eigentlich nicht richtig. Da es von Heute auf Morgen passiert ist.

Was möchtest Du allen Stillenden mit Abstillwunsch gerne sagen?

Ihr schafft das! Es ist emotional und auch körperlich fordernd, aber ihr packt das. Verzweifelt nicht, wenn es mehrere Anläufe braucht. Wenn es so kommt, dann ist das einfach für euch der richtige Weg. Abschiednehmen ist nicht einfach, für beide nicht. Das anzuerkennen und dem Vorbereiten und schließlich dem Abschied Raum und Zeit zu geben empfand ich als wichtig.

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Vielen Dank für Deinen Bericht! Wenn Du Unterstützung beim Abstillen suchst, bin ich gerne für Dich da. ❤️