Stillfreundliche Strukturen. Für Alle. Ja was wäre das schön. Ich habe meine Utopie mal in Worte gefasst dazu:
Aufklärungsbücher und Geschwisterbücher sind total normal für alle Kinder zugänglich. In ihnen wird die Funktion der Brust erklärt und das Stillen als normale Nahrungsquelle für Babies dargestellt.
Im Aufklärungsunterricht werden mehr als zwei Sätze zur weiblichen Brust erwähnt. Die Lernenden kennen den anatomischen Aufbau, wissen wie die Milchproduktion funktioniert, welchen Nutzen das Stillen für alle Seiten haben kann und lernen wie wichtig es ist sich selbst zu untersuchen als Krebsvorsorge.
Junge Erwachsene tasten sich selbst einmal im Monat ganz selbstverständlich die Brust ab, haben keine Hemmungen, kennen keine Tabus und ihren Körper dafür umso besser.
Jeder Familie ist Stillwissen frei zugänglich. Fachlich auf dem neusten Stand, Evidenz basiert. Sie können informiert und aufgeklärt Entscheidungen treffen.
Stillberatung wird ausnahmslos an jedem Geburtsort, in jedem Krankenhaus kostenlos angeboten.
Stillberatung durch qualifizierte Beraterinnen wird von der Krankenkasse übernommen.
Jede Arztpraxis, gleich welche Profession, ist über das Stillen informiert, kann an Beratungsstellen verweisen und die Patient*innen stillfreundlich begleiten.
In der Öffentlichkeit ist das Stillen normal, völlig integriert und immer herzlich Willkommen.
Die Arbeitsstätten sind auf stillende Mitarbeitende vorbereitet und unterstützen diese.
In öffentlichen Räumen wie Bibliotheken, Praxen, Einkaufszentren, gibt es Rückzugsorte zum Stillen, eine Bank, ein Stuhl, ein Wasserspender, eine Wickelmöglichkeit – man sieht: Kinder sind willkommen.
In den Kitas werden Familien stillfreundlich begleitet und aufgenommen.
Kinder sehen Stillende überall, es ist normal für sie zu sehen, wie ein Baby an der Brust trinkt. Sie kennen es aus ihren Kinderbüchern.
Jugendliche wachsen mit einem guten Körpergefühl auf, wissen, dass Stillen super gut für den stillenden Menschen und für das Baby ist.
Die Stillende bekommt Unterstützung, immer da, wo sie sie gerade braucht.
Stillen ist einfach total normal.
Stillen total normal?!
Stillen ist einfach total normal. Wie wäre das?!
Es wird gut beraten, es gibt keine Ammenmärchen und alte Mythen mehr. Alle sind auf Stand und stillfreundlich zugewandt.
Sorry, aber wäre das nicht geil?
Disclaimer (Weil irgendwer kommt jetzt immer): Nein, ich bin nicht die Stillmafia, zwinge niemanden zum Stillen, niemand muss das tun, ja Flasche kann man auch liebevoll und bindungsorientiert füttern.
Aber.
Wie würde das alles aussehen, wenn meine Utopie Wirklichkeit wäre?
Hätten wir dann so viele Probleme beim Stillstart?
Hätten so viele Schmerzen und Sorgen und Not, weswegen sie dann abstillen?
Wäre die weibliche, Milch bildende Brust dann immer noch so tabuisiert?
Mir geht es nicht darum, alle zum Stillen zu überreden. Aber was wäre, wenn alle die gleichen Vorraussetzungen hätten? Wenn jede Stillende die Unterstützung bekäme, die ihr zusteht? Und dann noch als Kassenleistung, weil Stillen eine mega Prävention darstellt?
Was können wir alle tun?
Wenn Du stillst – stehe für Deine Rechte ein. Geh nicht aufs Klo stillen. Lass Dir einen geeigneten Ort zeigen. Lass Dir nicht erzählen „das geht nicht“, bitte um eine Zweitmeinung bei Deiner Ärztin, befrage Embryotox, ziehe eine Stillberaterin hinzu. Informiere Dich über Deine Rechte als Arbeitnehmerin in der Stillzeit.
Wenn Du Kinder hast oder mit ihnen arbeitest – zeige ihnen das Stillen, beziehe Geschwisterkinder mit ein, beantworte Fragen kinngerecht, zeige Kinderbücher, in denen gestillt wird.
Wenn Du in einem öffentlichen Raum arbeitest – biete Stillenden einen Rückzugsort an, heiße sie Willkommen, ein Wasser ist auch immer gut und eine Wickelmöglichkeit ebenso.
Wenn Du Arbeitgeber*in bist – informiere Dich über die Rechte von Stillenden. Kläre Deine Mitarbeiter*innen proaktiv darüber auf. Hebe Dich von anderen ab und sei stillfreundlich.
Was fällt DIR noch ein, was wir tun können, um stillfreundliche Strukturen für alle zu schaffen?