Stillgeschichte: Erwartungen, Stillwissen und Überraschungen

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Ich heiße Anna, bin 25, und stille seit mittlerweile 4 Monaten meinen Sohn.

Wenn Du Deiner Stillzeit eine Überschrift geben müsstest, welche wäre es?

Läuft 👍🏼

Was hast Du vor der Geburt über das Stillen gedacht und gewusst? 

Ganz am Anfang dachte ich, das ist Instinkt und funktioniert von selbst, wenn man sich darauf einlässt. 

Hast Du Dich vorbereitet, wenn ja wie? 

In der Schwangerschaft habe ich angefangen, Leuten auf Instagram zu folgen, die über das Stillen informieren, unter anderem Ramona. Dadurch hat sich mein Bild vom Stillen dahin verändert, dass man wohl möglichst schon weiß, wie z.b. Anlegen funktioniert, welche Stellungen es gibt ect., und ich hatte Lust, immer mehr darüber zu lernen. Woher weiß die Brust, wie viel Milch und welche Zusammensetzung sie produzieren soll? Kann man stillen und Flasche geben parallel? Wie oft stillt man denn eigentlich so an einem Tag? Dann habe ich Ramonas Stillvorbereitungskurs gemacht. Vieles hatte ich schon Mal gelesen, einiges habe ich neu gelernt und bei anderen Dingen, dass sie schon veraltet sind, und am Ende hatte ich einen guten Überblick.

Was war Dir wichtig im Vorfeld? 

Ich wollte, soweit mir das halbwegs entspannt möglich ist, ausschließlich stillen, und zwar so lange mein kleiner Junge das möchte. Mein Wunsch wäre mindestens bis er eins ist. 

Wie begann Deine Stillgeschichte? 

Wie wahrscheinlich jede Mutter habe ich mir vorgenommen, es perfekt zu machen. Dann kam mein kleiner Junge zur Welt und ich war erstmal so überwältigt, dass ich mich an die ersten Male anlegen kaum erinnere. Außer, dass seine Saugkraft mich überrascht hat und es überraschend unhandlich war (wohin mit den Ärmchen?). Das war nicht so romantisch schön wie in meiner Vorstellung, in der er sofort selig trinkt. 

Dann hatten wir einige gute Erfahrungen, z.B. uns nicht zu stressen als er die erste Nacht nicht trinken, sondern nur schlafen wollte, ein Milcheinschuss der nicht wehtut und insgesamt gute Stillmahlzeiten, die uns immer leichter fielen.

Welche Herausforderungen oder Besonderheiten gab/ gibt es? 

Die Erfahrungen, wie es sich anfühlt ein vor Protest schreiendes Kind an sich liegen zu haben, während eine Hebamme, die man noch nicht gut kennt, die Brustwarze in seinen Mund steckt, und er sie nicht nehmen will. 

Und später die Erfahrung, dass trinken meinem kleinen Jungen nicht immer leicht fällt, wenn die Arme und Beine lieber zapplen und sich wegdrücken wollen. 

Wer hat Dir geholfen, Dich unterstützt & wie? 

Besonders mein Partner, der seine Hände geliehen hat, wenn ich zu wenige hatte, um das Kind zu halten, ihm in jede Hand einen Finger zum Festhalten zu geben und dann noch die Brust zu navigieren. Der mich mit Wasser und gutem Essen versorgt hat, der geduldig zugehört hat, als ich unsere Hebamme zwischendurch am liebsten nie wieder gesehen hätte und immer für mich nach Lösungen gesucht hat. Aber uns auch in Frieden gelassen hat oder uns Verwandtschaft fern gehalten hat, wenn eine ruhige Umgebung das Einzige war, was half, damit der Kleine trinken kann. Und dein Instagram Account, wo ich genau zur richtigen Zeit gelesen habe, dass ich mich von der Hebamme nicht anfassen lassen muss, dass das zum Helfen nicht nötig ist (wir haben ihr dann ruhig gesagt, dass wir selbst anlegen wollen und dann war es okay).

Was waren Deine größten Sorgen, Ängste, Hindernisse, … in der Stillzeit? 

Ich hatte etwas Sorge, in der Öffentlichkeit zu stillen, mich ausziehen zu müssen und dass blöde Kommentaren kommen, aber tatsächlich finde ich das voll easy. Und blöde Kommentare gab es noch nie. Ich achte nur darauf, mich etwas abseits zu setzen, um niemanden zu stören.

Insgesamt haben wir es mittlerweile echt gut drauf, ich bin froh, dass ich in den vier Monaten noch nie einen Milchstau oder entzündete Brustwarzen hatte. Als einziges manchmal ein Gefühl wie bei einem blauen Fleck und mehr Empfindlichkeit, wenn er nachts kaum getrunken hat und die Brust sehr lange sehr voll war, aber das geht am nächsten Tag weg. Wir haben zu allen Schwierigkeiten Tricks gefunden, wie es für uns funktioniert. Und wenn es doch Mal gar nicht funktionieren sollte, weiß ich, wo ich Hilfe bekommen kann 😉 

Was war Dein schönster, bewegendster Moment in der Stillzeit? 

Ich liebe die zufriedenen Geräusche, das tiefe Seufzen, wenn er selig an meiner Brust einschläft oder sie ihn sofort trösten kann. Und tatsächlich fühlt sich Stillen ein bisschen wie eine Superpower an: wenn nichts sonst hilft, das hilft immer (und rumtragen, wenn er gerade noch zu unruhig ist)

Was hast Du absolut nicht so erwartet? 

Dass auch ‘entspannt’ auf der Seite liegen, anstrengend und unbequem sein kann.

War es so wie Du es Dir vorgestellt hast oder ganz anders? Was war anders? 

Stillen ist ein bisschen anders als ich es mir vorgestellt habe. Es ist eine tolle Zeit der Verbindung mit meinem Kind und des Runterkommens, wenn wir unterwegs oder unter Leuten sind. Anders als ich erst dachte, wird Baby dabei nicht ununterbrochen von mir bewundert und gestreichelt, denn nach ein paar Minuten wird mir schon ein bisschen langweilig. Wie gut, dass mein Sohn gern stillend mit mir im Bett liegt und Serien schaut (also _ich_ schaue 😁). Das ist unser gemeinsames Runterkommen. Aber es ist das schönste, zwischendurch runterzugucken, und meinen selig schlafenden und nuckelnden Sohn zu sehen, vollkommen glücklich. Wegen solcher Momente lasse ich ihn wann immer möglich nuckeln, bis er abdocken will. Auch wenn er nicht mehr trinkt. Ich genieße es, ihm alles geben zu können, was er will und braucht. Ich genieße es, für ihn da zu sein.

Er wird in den Schlaf gestillt und das genießen wir auch beide sehr. Er liegt meistens zwischen mir und seinem Beistellbett, sodass wir auch beide kaum zum nächtlichen Stillen wach werden müssen. Alles woran ich mich morgens erinnere, ist von kleinen Suchgeräuschen wach zu werden, während er noch schläft, ihm die Brust anzubieten und dann schlafen wir beide zufrieden wieder ein.

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