Stillgeschichte: Schmerz, Enttäuschung & Erleichterung

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Hallo! Ich bin Lisa N., Mutter von einem Kind, geboren Ende März 2022.

Meine bisherige Stillzeit in drei Worten: Schmerz, Enttäuschung & Erleichterung

Von meiner Mama hatte ich aufgrund ihrer Erzählungen von drei Stillkindern erwartet, dass das Stillen bei mir ohne Probleme sein werden würde. Vorbereitet hatte ich mich deshalb nicht. 

Der Tag der Geburt.

Diese Erwartung wurde schon am Tag der Geburt meines Sohnes zunichte gemacht. Das erste Anlegen nach der Geburt im Kreißsaal klappte ziemlich gut. Mein Mann kann sich noch daran erinnern. Unser Sohn trank, nachdem die Hebamme beim Anlegen geholfen und das Köpfchen mehrmals positioniert sowie die Brust in ihn reingestopft hatte. 

Im Familienzimmer wollte es dann nach dem ersten Schläfchen nicht mehr richtig klappen. Ziemlich schnell wurde mir ein Stillhütchen angedreht. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass mir die korrekte Handhabe nicht unbedingt ausführlich gezeigt worden war. Das Stillen allerdings klappte nun, aber nur insofern, dass ich Schmerzen hatte, weshalb ich im Krankenhausbett mit meinen Füßen an das Bettende trat, um diese zu kompensieren. Die Hebammen und Kinderkrankenschwestern versuchten mit Sicherheit ihr Bestes, aber ich fühlte mich nicht aufgehoben und teilweise ungeduldig behandelt. Durch die Schmerzen müsste ich durch, hieß es. Mir wurde nicht gesagt, dass das nicht normal ist. Ich hatte mit jedem neuen Anlegen Angst vor den Schmerzen und Angst, dass das Baby nicht genug trinken würde. Dass einiges von der getrunkenen Vormilch Retour kam, zeigte mir, dass es wohl doch getrunken und geschluckt haben muss. Aber jeder Tropfen, der wieder ausgespuckt wurde, tat mir weh, weil er unter Schmerzen aus mir gesaugt wurde. 

Wunde Brustwarzen.

Meine Brustwarzen wurden so sehr malträtiert, dass mein Baby auch mein Blut trank. Auf Nachfrage meinerseits wurde mir versichert, dass das nicht schlimm sei. Eine Hebammenschwester verunsicherte mich erneut, weil sie ständig sagte, dass sie die Stillhütchen nicht gut finden würde. Aber so richtig beim normalen Anlegen konnte sie mir auch nicht helfen. Und dann hatten natürlich auch andere Dienst und ich konnte mir nicht aussuchen, wer auf mein Klingeln reagieren würde. 

Eine der zwei Nächte war so schlimm, dass das Baby nicht aufhörte zu schreien und ich weinte und wimmerte vor Schmerzen. Schließlich willigten wir ein, dass uns Flaschennahrung aufgewärmt wird. Dann klappte es doch mit Trinken und Einschlafen, sodass die Flasche wie ein Mahnmal unangerührt herum stand.

Endlich zu Hause.

Zu Hause konnte ich dann endlich in Ruhe mit „meiner“ Hebamme Kontakt aufnehmen, die mir zum einen das Abpumpen empfahl und andere Stillhütchen, die etwas fester sein sollten und die Brustwarzen besser schützen würden. So fuhr mein Mann also am Sonntag diverse Notfallapotheken ab.

Freunde von uns stellten Prenahrung vor unsere Tür. Die Brustwarzen sollten erstmal geschont werden. Ich pumpte also die nächsten Tage ab, endlich lief dann auch die normale Milch und wir fütterten zusätzlich Prenahrung. Zumindest mein Mann freute sich, das Baby ebenfalls füttern zu können. Ich fühlte mich wie eine Versagerin. Und wütend war ich auch. 

Meine Brustwarzen wurden die ersten Tage zermalmt von den Kauleisten meines Babies. Im Krankenhaus wurden wir auch noch dadurch verunsichert, dass teilweise die Meinung vorherrschte, unser Baby hätte ein zu kurzes Zungenbändchen und könnte gar nicht richtig an der Brust saugen…

Meine Hebamme konnte mich zum größten Teil beruhigen und mit den ersten Wochen klappte das Stillen mit Hütchen immer besser. Meine Brustwarzen heilten. Immer wieder versuchte ich es mit dem Anlegen ohne Stillhütchen, aber meist gab ich auf. Ich hatte keine Kraft und mich verließ die Hoffnung immer mehr. Das Reinigen der Stillhütchen und das Ansetzen an die Brust mit schreiendem Säugling im Arm waren eine Katastrophe und kosteten viel meiner Mama-Resource. Auch die Ratschläge anderer und das Schlechtreden der Stillhütchen vermieste nur meine Laune. Ich wollte doch, dass mein Baby alle Vorteile des Stillens erleben soll. Versuchte ich es ohne Hütchen, wurde wieder nur gequetscht und die Brustwarze nicht richtig angesaugt. Es schmerzte. Im Krankenhaus hieß es auch, dass meine Brustwarzen flach seien und sie wurden von diversen Fingern bearbeitet, damit das Baby diese besser ansaugen sollen könnte. Letzten Endes war ich erstmal froh darüber, dass wir die Flaschennahrung einstellen konnten. Zumal unser Baby irgendwann die Flasche nur noch anschrie und sich allein beim Anblick dieser verschluckte. Für meinen Mann war das emotional schmerzhaft. Nun war ich die alleinige Versorgerin unseres Babies mit Milch.

Clustern.

Neu war mir das cluster-feeding. Davon hatte ich zuvor noch nie gehört. Und ich wurde ins kalte Wasser geschmissen mit eben diesem non-stop Stillen von 17 bis 23 Uhr in den ersten acht Wochen. Das war heftig. Schnelle Aufklärung erfolgte dann durch meine Hebamme. Mein Mann fütterte mich fast jeden Abend mit unserem Essen und ich fragte mich allgemein, wie ich all das hätte leisten sollen, wenn er nicht die ersten beiden Monate Elternzeit gehabt hätte.

5 Monate geschafft.

Als mein Baby etwa fünf Monate alt war und ständig nach dem Stillhütchen griff, ging es beim Stillen plötzlich ohne Hütchen weiter, weil es vom Baby aus dem Weg geräumt wurde. Es dockte wieder an als wäre alles unverändert. Ein enormer Lichtblick! Nun versuchte ich intensiver ohne Hütchen zu stillen. Bald klappte es so gut, dass ich die Stillhütchen verbannen konnte.

Das Baby bekam seine Schneidezähne. Oben und unten waren scharfe Kanten. Gebissen wurde ich dann im Eifer des Gefechts einmal so heftig, dass es blutete, dass Baby schrie und ich schrie. Ich schätze, dass ich vorm Anlegen nervös war, weil er nicht zu beruhigen war und ich noch sagte: „Jetzt beiß aber nicht!“ und schwups wurde mein Satz vielleicht verstanden und das „nicht“ eben im Gehirn erstmal verschluckt. 

Bei den darauffolgenden Anlegeversuchen zitterte ich innerlich vor Angst. Meine Hebamme half mir so wunderbar mit Ratschlägen, dass die Brustwarze schnell heilte und ich bis heute – mein Sohn ist nun 10 Monate alt – ohne Stillhütchen stillen kann.

Ich wusste sehr schnell, dass das Stillen bei mir eben nicht so ablief: nur Anlegen und es läuft von alleine. Rückblickend wünsche ich meinem früheren Ich mehr Zuversicht und das Wissen, dass wenige Wochen und die Entwicklung des Babies einiges verändern können und alles immer nur eine Phase ist.

Vor allem habe ich schmerzhaft feststellen müssen, dass sich nicht viele mit dem Stillprozess auskennen und keinen umsichtigen, klugen und hilfreichen Umgang mit frisch geborenen Müttern draufhaben. STILLEN IST EIN LERNPROZESS FÜR MUTTER UND KIND! Das möchte ich weitergeben. Außerdem zeigte mir die Erfahrung, dass es hilfreich ist, wenn man die Brüste nicht in enge BH’s quetscht. Sie benötigen Luft und die Brustwarzen freuen sich (wie die spröden Lippen im Winter) über Brustwarzensalbe in Form von reinem Wollwachs.

Stillen möchte ich noch bis zum Ende des Frühlings 2023, bis mein Sohn 15 Monate alt ist. Ich bin gespannt, ob das Abendessen dann ausreichen wird, um das Baby ohne Stillen in den Schlaf zu kuscheln oder zu tragen. Und wie lange ich dann doch noch nachts stillen werde.

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