Stillgeschichte: Das Beste aus zwei Welten, Stillen und die Flasche geben

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In der Sommersonne mit Freundinnen und anderen Mamas im Café sitzen, das Baby schlummert im Kinderwagen – und wenn es aufwacht und Hunger hat, lege ich es an meine Brust und trinke währenddessen weiter meinen koffeinfreien Cappuccino. So ungefähr hab ich mir das in der Schwangerschaft vorgestellt mit dem Stillen. Dann kam die Geburt.

Die endete mit einer Not-OP. Ich hatte eine placenta increta. Das bedeutet: Plazenta und Gebärmutter waren verwachsen. Aus dem Kreißsaal ging es für mich auf die Intensivstation, narkotisiert und ohne Baby. Eine Nacht und einen halben Tag blieb ich dort, bis sich mein Kreislauf stabilisiert hatte. Meine Tochter war bei ihrem Papa – und bekam ihre erste Milch von einer Krankenschwester und aus dem Fläschchen. Die erste Milch, die ich mir mühsam aus den Brüsten pumpte, durfte sie nicht trinken. Die Ärztinnen und Ärzte hatten Sorge wegen der vielen Medikamente, die ich durch die Operation gebraucht hatte.

Der Milchfluss kam spät in Gang. Wir mussten zusätzlich Fläschchen geben. Und nachdem sich das im Krankenhaus so eingespielt hatte, blieb es dabei. Die Milch, die mein Körper nach den Strapazen zu produzieren bereit war, reichte nicht, um mein Kind satt zu kriegen. Trotz einer Milchpumpe auf Rezept. Ein zweiter Tiefschlag nach dem Geburtserlebnis. 

Was mich durch diese Stillzeit getragen hat, die so ganz anders war als meine Vorstellungen? Ein Umfeld, dass mich, uns, die ganze Situation nicht bewertet hat. Niemand hat mich gefragt, warum das mit dem Stillen denn nicht klappt. Niemand hat mich mitleidig angesehen, wenn das Kind nach einem Fläschchen verlangt hat, obwohl es gerade aus meiner Brust getrunken hatte. Niemand hat mir je vorgehalten, dass aber doch Muttermilch schon das beste wäre für das Baby. Niemand hat komische Blicke ausgeschaut, wenn mein Mann ein Fläschchen vorbereitet hat, während ich gestillt habe. Kurzum: Niemand (außer mir selbst) hat mir je das Gefühl gegeben, ich mache etwas falsch.

Das ist der Grund, warum ich meine Stillgeschichte hier aufschreibe. Wir alle sollten berücksichtigen: Wenn eine Frau nicht, nicht lange oder nicht voll stillt, hat das einen Grund. Dahinter steht mitunter eine Geschichte wie meine. 

Das Treffen in der Sommersonne im Café mit Freundinnen und koffeinfreiem Cappuccino gab es natürlich trotzdem. Nur dass ich dabei eine Tasche dabei hatte mit Fläschchen, Milchpulver und warmem Wasser in einer Thermoskanne. Und das war es übrigens, was mich – auch nachdem ich mich mit meiner Stillgeschichte versöhnt hatte – immer gestört hat: Das mit den Fläschchen fand ich furchtbar unpraktisch. Nichts mit Bluse auf, Still-BH geöffnet, Kind zufrieden. Stattdessen Flaschensterilisation, Milchpulver-Marken, Wasserkocher in Hotelzimmern,… 

Vieles andere an unserer Situation betrachte ich mittlerweile sogar als Vorteil. Mein Mann hat unser Baby genauso häufig gefüttert wie ich. Nachts konnten wir uns abwechseln. Viel schneller als Mamas in meinem Umfeld hatte ich gewisse zeitliche Freiheiten. Mann und Kind kamen auch mal einen halben Tag ohne mich und meine Milch aus. Und meine Brüste drohten an einem Nachmittag ohne Stillen nicht zu explodieren. Mit dem Abstillen gab es null Probleme. Unsere Tochter war mit dem Fläschchen ja bestens vertraut.

Rückblickend würde ich es vielleicht so zusammenfassen: Wir hatten das Beste aus beiden Welten.

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