Diese Stillgeschichte zeigt wie unterschiedlich das Stillen sein kann, wie es sich immer wieder verändert, wie wichtig das Stärken von Außen, Ruhe und Vertrauen für die Stillende sind. Es geht um einseitiges Stillen, den Beikoststart und das Abstillen, um das Stillen von Zwillingen und wie sich auch das Familienleben immer wieder ändert. Aber lest selbst:
Ich bin Nora und ich stille.
2019
Meinen ersten Sohn habe ich genau 2,8 Jahre gestillt. Er kam 5 Wochen zu früh und lag noch einige Zeit auf der Neo Intensiv im Krankenhaus. Nach 8 Tagen abpumpen und Flasche geben hat das Stillen dann zu hause ohne weitere Probleme geklappt, die Ruhe und das Vertrauen von meiner Hebamme und meinem Mann in mich, hat es einfacher gemacht.
Ich habe mich nicht viel drauf vorbereitet, einfach drauf los. Ich freute mich sehr darüber und genoss die innige Zweisamkeit. Ich hatte keine Probleme wie wunde Brustwarzen oder ähnliches, das erleichterte unseren Stillstart sehr. Ich hatte das Gefühl intuitiv zu wissen wie es geht. Ich hätte mir rückblickend mehr Unterstützung im Krankenhaus gewünscht. Diese bekam ich von meiner Wochenbetthebamme, sie bestärkte mich und war einfach positiv.
Einseitig stillen
Nach knapp 6 Wochen wollte mein Zwerg immer nur an die linke Brust, die rechte verschmähte er total. Es war auch ein Unterschied in der Milchproduktion der beiden Brüste zu beobachten. Also hab ich nur mit einer Brust, der linken gestillt. Die rechte wurde da schon sozusagen abgestillt. Das war kein Problem, er wurde satt, nur sah es nicht schön aus (für mich) weil dadurch eben die eine Brust doppelt so groß war.
➡️ Das ist tatsächlich kein Problem und kommt viel häufiger vor, als wir vielleicht denken. Oft wird den Frauen im Krankenhaus oder im Wochenbett empfohlen nach folgendem Muster vorzugehen:
Fange ich z.B. links an, nehme ich danach rechts und fange bei der nächsten Milchmahlzeit wieder mit rechts an, usw.
Um sich das zu merken, gibt es dann ein Armband oder ein Kämmerchen für den BH. Da wäre ich ja schon raus. Ich hätte das Armband verloren oder wüsste beim dritten Mal schon nicht mehr, ob ich es nun gewechselt hab oder nicht.
Das ist aber prinzipiell erst mal ein guter Ansatzpunkt und hilft in der ersten Zeit ins Milchmanagement rein zu kommen.
In der Beratung lasse ich mir noch viel mehr erzählen:
Welche Brust klappt denn besser?
Für Dich?
Fürs Kind?
In welcher Position klappt es gut?
Wie fühlt sich die Brust an?
Gibt es „Probleme” irgendwelcher Art an einer Seite?
Denn manchmal macht es Sinn einer Seite eine längere Pause zu gönnen. Oder das Kind sieht das anders mit dem Rechts, Links, Links, …
Oder Du hast z.B. eine Blockade und kommst auf einer Seite nicht gut klar, die Position ist (noch) nicht die richtige, die Brustwarzen sind wund, und und und.
Wichtig: Du kannst nichts falsch oder kaputt machen, wenn Du mal die Reihenfolge vertüdelst. Vielleicht ist dann eine Seite mal etwas praller.
Oft ist es für den Anfang gut, in sich rein zu spüren und zu fühlen (gerne wirklich mit den Händen), welche Brust spannt gerade und möchte als erste entleert werden.⬅️
Beikoststart
Nach dem Beikoststart mit 6 Monaten, war mein Plan (vor der Geburt) weniger zu stillen, mein Zwerg stillte aber gern und viel, er forderte es ein. Ich empfand es als kein Problem, also stillen wir weiter. Immer und überall. Ich hab mich und meinen Zwerg nicht “versteckt” und ihm immer die Brust gegeben wenn er sie brauchte. Nach ca 8 Monaten fing es an, das Nachfragen wann ich denn Abstillen würde. Blicke von Fremden im Café oder dem Spielplatz wurden häufiger. Das ein oder andere Mal, hat sich auch jemand darüber beschwert. Ich fand es schlimm, schlimm das es Menschen gibt die sich daran stören und es kommentieren. Ich stand darüber, hab es meistens ignoriert, wenn die Kommentare jedoch gemein wurden sagte ich was und blieb auch nicht immer freundlich. Die ungefragten Tipps von anderen Müttern oder das Kopfschütteln von Fremden wurden immer mehr, je älter er wurde- uns/ mir war es egal wir stillten weiter.
➡️ Das natürliche Abstillalter liegt zwischen 2,5 und 7 Jahren. Es heißt BEIkost und nicht Ersatzkost. Wir ersetzen keine Milchmahlzeiten in der Beikost. Im ersten Lebensjahr braucht Dein Kind die Milch noch (ob Deine oder Formula, ist dabei egal). Wir stillen also nach Bedarf. Das Essen wird ausprobiert, mit allen Sinnen erfahren. Mal isst Dein Kind mehr, mal weniger. Das ist ok.
Wenn es für Dich nicht mehr passt, es sich nicht mehr stimmig anfühlt, die Belastung zu groß ist oder Du einfach keinen Bock mehr hast – hey, das ist alles ok. Du darfst abstillen. Aber den Zeitpunkt sollten nur Du und Dein Kind bestimmen und keine Menschen von außen. Auch dabei begleite ich Dich gerne. ⬅️
Stillen verändert sich.
Unsere Stillbeziehung hat sich im Laufe der Zeit immer etwas verändert, in der Häufigkeit. Anfänglich war es viel und lange, dann wurde es häufig und kurz. Morgens nach dem Aufwachen und Abends vor dem Schlafen gehen immer. Wenn er krank war oder er sich verletzt hat deutlich öfter. Oft war es ein kurzes “Kraft und Nähe tanken” Nachts auch mal, aber eher selten, da er ein schnell durchgeschlafen hat.
Das Stillen wurde nach 2 Jahren deutlich weniger, das typische Einschlafstillen begleitete uns noch. Bis zu dem Tag, als er nach dem kurzen Abendlichen stillen sagte “Mama die Milch ist alle”. Am nächsten morgen wiederholte er den Satz und damit hat er sich abgestillt. Am selben Abend kuschelte er sich in meinen Arm und schlief ein- einfach so. Das hatte ich mir schwieriger Vorgestellt und war froh das es so abgelaufen ist.
Ich habe es anfänglich vermisst, war aber unheimlich stolz wie unsere Stillbeziehung verlaufen ist. Ich denke gern daran zurück.
➡️ Das ist so wunderbar und einfach schön. Wenn Du selbst aber struggelst, es nicht so auf Anhieb klappt wie hier in der Geschichte, suche Dir Hilfe. Das ist ok. Ich begleite Dich gerne auf dem Weg des Abstillens. ⬅️
Mit fehlte in der Zeit nichts. Klar war ich nicht unabhängig, da mein Zwerg nur mit dem stillen eingeschlafen ist, den Papa dabei nicht akzeptiert hat, trotz verschiedener Versuche. Es war okay so, rückblickend würde ich es wieder so tun. Wir haben eine so enge intensive Zeit gehabt. An Abends weggehen oder ähnliches hatte ich kein Interesse, ich war gern Zuhause mit meiner kleinen Familie.
Es gab so schöne Momente in unserer Stillzeit, wie ihn beim Stillen zu beobachten, dieses kleine Wesen, das wächst und sich “in meinen Armen” weiter Entwickelt. Der wohl schönste Moment war wohl als mein Zwerg ca 1,5 Jahre alt war- er streichelte mir beim Stillen über die Wange und sagte “Mama ich liebe dich“.
Zwillinge stillen.
2023
Nun Stille ich wieder – Zwillinge. Es ist etwas vollkommen anderes.
Die beiden (ein Pärchen) sind 6 Wochen zu früh gekommen und haben ca 4 Wochen die Flasche bekommen, sie waren so klein und zu schwach um an der Brust zu saugen. Wir waren noch zwei Wochen im Krankenhaus, die kleine hatte Probleme mit dem trinken an der Brust und aus der Flasche und hatte zuerst eine Magensonde. Der kleine war stark genug um aus der Flasche zu trinken. Ich habe fleißig gepumpt und Angelegt. Sie haben also nur Muttermilch bekommen.
Ich fand das Pumpen allerdings so anstrengend und Zeitaufwändig. Also haben wir es täglich geübt und plötzlich klappt es. Ich freute mich sehr, auch wenn ich während der sehr anstrengenden und mit vielen Komplikationen verlaufenden Schwangerschaft überlegt hatte gar nicht zu stillen sondern die Flasche zu geben, da dann andere beim Füttern helfen könnten.
➡️ Tatsächlich ist das oft ein Punkt, der überlegt wird. Wenn Du gerade mit Zwillingen schwanger bist, lass es auf Dich zukommen und probiere es aus. Du kannst mit voll stillen starte und dann immer noch überlegen etwas zu verändern. Deine Milch reicht in der Regel für beide Kinder aus, das hat die Natur sich so gedacht. Viele Infos zu Zwillingen findest Du auch bei Inga von Es sind zwei. ⬅️
Aber da waren sie nun meine beiden Minis, winzig aber stark genug an meiner Brust zu trinken und entschied mich wieder zu stillen.
Das Handling, Tandem zu stillen war anfangs wirklich kompliziert, die beiden so klein sodass ich zusätzliche Kissen benötigte um sie gut hinlegen zu können. Die Position war und ist immer noch nach 9 Monaten häufig unbequem, aber es ist schön. Anstrengend wenn wir unterwegs sind und beide gleichzeitig trinken möchten. Bei einem Baby bzw einer Brust kann man sich gut etwas bedecken. Bei zweien sitzt man etwas auf dem Präsentierteller.
Aber das macht mir nichts aus. Anfangs war ich etwas gehemmt, unterdessen nicht mehr, Blicke gibt es aufgrund des Doppelpacks sowieso.
➡️ Wenn Du Unterstützung beim Anlegen suchst, frag Deine Hebamme, tausche Dich mit anderen Zwillingseltern aus oder melde Dich gern. Ich habe schon einige Zwillingseltern begleiten dürfen. ⬅️
Geschwister
Auch ist die Ausgangssituation eine andere. Ich habe bereits ein Kind, dieses möchte auch kuscheln oder benötigt Hilfestellungen. Manchmal ist es schwer wieder sagen zu müssen “warte bitte kurz, ich Stille gerade” ich habe eben beide Hände voll und zwei Babys an der Brust, da kann ich schlecht kurz aufstehen. Das sind Momente die mir wehtun, ich möchte doch für alle da sein.
➡️ Das ist mehr als verständlich. Es gibt tolle Bücher und Ideen zur Vorbereitung und Beschäftigung von Geschwisterkindern. Einige meiner Kolleginnen bieten auch Kurse für werdende Geschwister an. Gebt Euch allen Zeit anzukommen. ⬅️
Der Haushalt muss auch gemacht werden und das ist mit drei Kindern die alle auch schon etwas essen ein wenig schwieriger umzusetzten. Die beiden Minis stillen seltener am Tag als der Zwerg damals und auch kürzer, so komme ich häufiger zu was. Zeitweise geht auch beide im Tandem zu stillen.
Zusammen schlafen
Die Zubettgehsituation ist schwerer, wenn mein Mann Dienst hat bin ich häufig abends alleine. Dann muss ich gut organisiert sein und Abwägen, da der Große in den Schlaf begleitet wird und ich ihm das nicht nehmen möchte. Wir haben ein Familienbett, bisher klappt es gut alle drei gleichzeitig ins Bett zu bringen. Ich schätze aber, dass das nicht so bleibt und die Bedürfnisse der drei unterschiedlich ausfallen werden. Dann werden wir neu überlegen.
Ich Stille so lange wie sie es brauchen. Versuche aber mich/ sie nicht so “abhängig” zu machen. Das bedeutet, dass ich das Einschlafen, anders als beim großen Bruder, auf Dauer anders begleiten möchte als mit Stillen. Mein Mann trägt die kleinen häufiger in den Schlaf am Tag und das klappt super.
➡️ Einschlafstillen ist natürlich kein MUSS, aber auch nicht „schlimm“. Oft höre ich in Beratungen, dass die Eltern Angst haben das Kind zu verwöhnen oder von etwas abhängig zu machen. Hier habe ich ausführlich darüber geschrieben. Auch über das Familienbett habe ich bereits berichtet. ⬅️
Sie bekommen eine Nuckelflasche mit Wasser gereicht und auch ich nutze andere Strategien zur Beruhigung als ausschließlich das Stillen.
➡️ Ganz wichtig: Wasser braucht Dein Baby erst ab der Beikostreife. Bis dahin sollte es ausschließlich Milch bekommen, egal ob gestillt oder als Pre Nahrung. Warum Wasser in dieser Zeit sogar gefährlich sein kann, habe ich hier aufgeschrieben. ⬅️
Mal schauen wie lange dieser Lebensabschnitt andauert und uns begleitet.
Alles Liebe!
Eine Stillende Mama!
💜 Liebe Nora, vielen Dank für das Teilen Deiner Geschichte!